Letzten Dienstag habe ich euch etwas über den achtgliedrigen Yogapfad im Allgemeinen erzählt, heute folgt nun der erste eingehende Post zum ersten Glied des Yogapfades: Yama, der Umgang mit der Umwelt. Wir sind nicht alleine auf dieser Welt und müssen auf unsere Mitmenschen, unsere Umwelt und alle Geschöpfe, die auf dieser Welt wandeln, Rücksicht nehmen. Yama wird in fünf Gruppen unterteilt:
Ahimsa – Gewaltlosigkeit
Satya – Wahrhaftigkeit
Asteya – Begierdelosigkeit (nicht stehlen)
Bramacharya – Enthaltsamkeit
Aparigraha – Bescheidenheit
1. Ahimsa - Gewaltlosigkeit
Bei Ahimsa geht es darum, niemanden zu verletzen, weder durch unser Handeln, noch durch unser Sprechen, ja sogar durch unser Denken. Wenn wir achtsam durch die Welt gehen und uns darauf achten, keinem Lebewesen Schaden zuzufügen, leben wir Ahimsa. Es geht hier aber nicht nur darum, niemanden zu schlagen oder kein Lebewesen zu töten, sondern auch darum, nicht schlecht von anderen zu denken, nicht über sie zu lästern oder achtlos Produkte zu kaufen, weil sie günstig sind und dafür vielleicht die Umwelt, ein Tier oder Menschen dafür gelitten haben. Nur schon bei diesem ersten Punkt des ersten Glieds des achtgliedrigen Yogapfades wird zumindest mir selbst klar, dass ich hier noch viel an mir zu arbeiten habe.
2. Satya - Wahrhaftigkeit
Satya könnte man auch als Nicht-Lügen bezeichnen. Und doch ist es so viel mehr als nur nicht zu lügen. Es geht auch darum, ehrlich zu sich selbst zu sein, nicht Ja zu sagen, obwohl wir eigentlich Nein meinen, nichts auszuschmücken, zu übertreiben, zu verniedlichen oder uns besser oder schlechter darzustellen, als wir eigentlich sind. Um Satya zu leben, fangen wir vielleicht im Aussen an, und fangen an, anderen gegenüber ehrlich zu sein. Dann transportieren wir diese Ehrlichkeit nach Innen und werden ehrlich gegenüber uns selbst. Dann nehmen wir auch unsere Gefühle ernst, lernen sie und unsere Meinung nach Aussen zu tragen und zu vertreten und für uns und unsere Werte einzustehen. Wir werden authentisch und fangen an, nach unseren Werten zu handeln.
3. Asteya - Begierdelosigkeit (nicht stehlen)
Auch hier steckt hinter dem Begriff so viel mehr, als etwas aus einem Laden oder von einer anderen Person zu stehlen. Es geht auch darum, nicht zu schummeln, um uns zu bereichern, etwa bei der Steuererklärung oder der Stundenabrechnung bei der Arbeit. Und auch darum, etwas Geliehenes wieder zurück zu geben oder uns keine Ideen Anderer zu eigen zu machen. Begierde gründet auf Anhaftung, dem fehlgeleiteten Gedanken, dass uns Besitz und Reichtum glücklich macht. Da jeder Mensch Besitz und Reichtum anders definiert (was ist Überfluss und was ist Notwendigkeit?), geht es bei Asteya darum, sich immer wieder klar zumachen, ob man etwas wirklich braucht oder wieso man glaubt, etwas bestimmtes zu brauchen. Vielfach steckt hinter dem Wunsch nach Materie der Gedanke, etwas kompensieren und eine innere Leere füllen zu müssen. Das wiederum führt dazu, dass wir Verlustängste, Neid und Misstrauen entwickeln, weil wir fürchten, uns könnte dieser Besitz wieder weggenommen werden. Achtsamkeitstraining hilft auch hierbei, mehr im Hier und Jetzt zu leben und sich nicht zu fest auf die Zukunft zu fokussieren. Lerne, mit dem glücklich zu sein, was du hast und du wirst viel weniger gestresst sein.
4. Bramacharya - Enthaltsamkeit
Unter dem Begriff Enthaltsamkeit verstehen wir erstmal die sexuelle Enthaltsamkeit oder Keuschheit, doch hier ist viel mehr das Masshalten in vielen Bereichen gemeint. Ein zu viel von etwas sorgt für Trägheit, Schwere und Stress. Nimm Essen als Beispiel: wir benötigen Nahrung, um sie in Energie umzuwandeln, um funktionieren zu können, essen wir aber zu viel, fühlen wir voll, schwer und träge. Wichtig ist, das richtige Mass zwischen Bedürfnis und Lust zu finden und nicht, etwas strikt aus dem Leben zu verbannen. Auch hinter der Masslosigkeit steckt meistens eine persönliche Unzulänglichkeit wie Angst, Unzufriedenheit oder innere Leere. Wenn wir uns darüber klar werden, wieso wir bei etwas über die Stränge schlagen, und versuchen, der Unzulänglichkeit mit Selbstreflexion und auf anderen, gesunden Wegen zu begegnen, schaffen wir es vielleicht besser, Mass zu halten.
5. Aparigraha - Bescheidenheit
Oft denken wir, wenn wir möglichst viel Besitz anhäufen oder möglichst viel erreicht haben, werden wir irgendwann glücklich sein. Weltlicher Besitz bindet uns aber an unsere körperliche Existenz, welche wiederum mit Ängsten und Sorgen behaftet ist. Durch Bescheidenheit lösen wir uns ein stückweit von dieser Anhaftung und von Erwartungshaltungen und lernen, zu vergeben und loszulassen. Wir kommen vom Haben ins Sein und fliessen mit den Gegebenheiten des Lebens, denn nichts ist für ewig, alles ist vergänglich. Durch Aparigraha akzeptieren wir die Vergänglichkeit von Allem und sind zufrieden mit dem, was ist.
Weiter geht es mit dem zweiten eingehenden Post zu Niyama am nächsten Dienstag. Wenn du mich nun weiter auf der Reise des achtgliedrigen Yogapfades begleiten möchtest, schau doch nächste Woche weider hier vorbei!
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